Nachhaltigkeit und daraus abgeleitet die nachhaltige Unternehmensführung sind die zentralen Herausforderungen und Aufgaben einer zukunftsorientierten Führung von Organisationen. Dies beinhaltet explizit Anforderungen an eine Unternehmensteuerung, die in gleichem Maße soziale und ökologische Aspekte mit der gelebten Praxis guter Unternehmensführung kombiniert. Der Referenzrahmen hierfür leitet sich aus den 17 Nachhaltigkeitszielen (‚Sustainable Develompment Goals‘, SDG) der Vereinten Nationen (UN) ab.
Die Standardisierung und Ausweitung der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung schreitet in Europa mit großen Schritten voran. Mit der avisierten Novellierung der Berichterstattungspflicht (‚Corporate Sustainability Reporting Directive‘, CSRD) ab dem Berichtsjahr 2023 und der damit einhergehenden Erweiterung von Art, Umfang und Adressatenkreis werden auch Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen mit mehr als 250 Beschäftigten generell berichtspflichtig. Dabei sind nicht nur die ökologischen bzw. klimapolitischen Wirkungen, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte von zunehmender Relevanz.
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) als vom Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung initiierter, branchenübergreifender Transparenzstandard für die Berichterstattung unternehmerischer Nachhaltigkeitsleistungen bietet aufbauend auf internationalen Standards (u.a. der ‚Global Reporting Initiative‘, GRI) einen optimalen Ausgangspunkt für eine ganzheitliche Befassung mit Nachhaltigkeit im deutschen Krankenhaussektor. Neben den zwanzig Standardkriterien des DNK besteht die Option einer sektorspezifischen Erweiterung der Berichterstattung, jedoch liegt eine solche Ergänzung für Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser noch nicht vor.[1]
Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen als nachhaltige Organisationen
Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen dienen primär der Daseinsvorsorge. Sie sind somit in der Logik der Sustainable Development Goals von ihrem hauptsächlichen Unternehmenszweck auf Nachhaltigkeitsziel SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen ausgerichtet. Daneben entfalten sie durch ihre Aktivitäten auch weitere Wirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und ökologische Umwelt und haben damit Einfluss auf weitere SDGs.
Wirtschaftlich tragen sie als personalintensive Organisationen zur Stärkung der Beschäftigung in ihrer regionalen Umwelt und zur Bruttowertschöpfung bei. Ebenso können sie mit entsprechenden Bildungs- und Ausbildungsangeboten die soziale Entwicklung der regionalen Umwelt positiv beeinflussen. Von besonderer Herausforderung sind ferner die Wirkungen auf die ökologische Umwelt. Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen sind Hochenergiebetriebe, die viele unterschiedliche Formen von Energie im Produktionsprozess benötigen und somit einen hohen CO2-Ausstoß sowie Umweltverschmutzungen durch große Abfallmengen und Grundwasserbelastungen verursachen.
Im Rahmen der erweiterten Berichterstattungspflicht CSRD wird es künftig auch für Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen von Relevanz sein, eine sektororientierte Messung der positiven und negativen Nachhaltigkeitswirkungen vorzunehmen und zu steuern. Dies ist nicht nur aus ökologischen und sozialen Gründen geboten. Durch die negativen Nachhaltigkeitswirkungen können darüber hinaus ökonomische Nachteile für Organisationen entstehen wie beispielswiese höhere Kreditzinsen. Diese ökonomischen Nachteile führen wiederum zu weniger Ressourcen für die Gesundheitsversorgung, woraus in nächstem Schritt die Verschlechterung der sozialen Wirkungen resultieren kann.
Andererseits ist die Investition für Geldanleger und Banken in Zukunft gerade dann besonders interessant, wenn die nachhaltigen Aspekte dieses Investments dargelegt werden können.
Projektziel und Arbeitsprogramm
Der Deutsche Verein für Krankenhaus- Controlling e.V. (DVKC) verfolgt mit diesem Projekt das Ziel, mit Partnern aus der anwendungsorientierten Wissenschaft, Krankenhäusern bzw. Gesundheitseinrichtungen sowie weiteren relevanten Stakeholdern eine sektorspezifische Vorgehensweise für die Umsetzung einer Nachhaltigkeitsberichterstattung unter Berücksichtigung der besonderen Gegebenheiten von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen zu entwickeln. Dies soll auf Basis und in Abstimmung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex erfolgen und durch diesen als offizieller DNK-Branchenstandard akkreditiert werden, so dass dieser eine branchenweite Reichweite entfalten kann.
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