„Koalition der Willigen“ bilden um Fortschritte in der Versorgung zu erzielen
Staatssekretärin und Pflegebeauftragte Claudia Moll betonte bei ihrem Grußwort zum von Prof. Dr. Björn Maier (Vorsitzender DVKC e.V.) eröffneten 29. Deutschen Krankenhaus Controller-Tag in Köln vor allem das Miteinander von Pflege und Controlling. Danach wurden die Diskussionen und Beiträge allerdings wesentlich konträrer. Prof. Dr. Armin Grau (MdB Bündnis 90/Die Grünen) betonte die Gesundheitsregionen als ein wichtiger Ansatz der Politik seiner Partei. Er sagte: „Die Sektorentrennung in Deutschland hat lange Tradition. Sie ist schlecht für die Patienten!“. Thomas Lemke (stellvertretender Vorsitzender DKG / CEO SANA Kliniken) hatte viele Kritikpunkte an der Politik, aber auch an den Krankenkassen formuliert. Sein Fazit schon zu Beginn: „Es wird immer schwieriger in einem total regulierten System Freiheiten im Denken und Handeln zu haben.“
Inhaltlich forderte er u.a.: Die Einführung der Hybrid-DRG sollte relativ zügig kommen und die Abschaffung der PPUGV sowie die Einführung der PPR 2.0. Für die Formulierungen des neuen GKV Gesetzes hatte er teilweise nur den Kommentar „Realsatire!“ übrig, Lemke: „Gerade, wenn es um die Absenkung der Re-Finanzierung der Pflegekosten kommt.“ Er wolle eine Koalition der Willigen zum Umbau des Systems keine Bewahrer. Für die Krankenkassen nahm Rosemarie Wehner, die neue Geschäftsführerin der BARMER in Nordrhein-Westfalen Stellung. Sie sagte: „Wir sehen durchaus Doppelfinanzierungen und Abgrenzungsproblematiken“ Außerdem wollen die Kassen einen Verschlankung der Budgetverhandlungen, Wehner sagte die Black Box für die Verhandler müssen aufgebrochen werden. Weniger Bürokratie und mehr Transparenz müssten geschaffen werden. Gesundheitsökonom Prof. Dr. Olav Kern (RWU Ravensburg) forderte dazu auf: „Wir müssen mehr über Ziele der Gesundheitsversorgung sprechen.“ Daraus folgt dann, wie der Leistungskatalog der Krankenkassen aussieht. Die klare Aussage von Prof. Kern: „Mehr auf Qualität, als auch Kosten fokussieren“. Der Patienten muss in den Mittelpunkt rücken.
Was dies alles konkret bei der Umsetzung in konkrete Management- und Steuerungsthemen in den Einrichtungen bedeutet haben in einer weiteren Session Dr. Josef Düllings (VKD Präsident) sowie Enrico Jentzsch (Helios Privatkliniken) und Marco Walker (COO Askplepios) diskutiert. Josef Düllings sagte, dass die Lage, durch die Veränderungen in der Regulatorik sich immer weiter eintrüben würden und die guten Jahre der Krankenhaussteuerung schon länger zurück lägen. Für Marco Walker ist es besonders wichtig die Lieferketten im Blick zu halten: „Nur so kann man Versorgungssicherheit erreichen.“ Daneben sieht er die Digitalisierung als Mindset für die gesamte Mitarbeiterschaft und den Controllern sieht er hier als Spinne im Netz, welche die Usecases nach vorne bringen können. Dazu hatte er noch einen praktischen operativen Vorschlag: Matrixstrukturen sorgen in der Gesundheitseinrichtung für mehr Effizienz.“
Eine Warnung gab Walker im Gegensatz zu Lemke allerdings mit: „PPR 2.0 führt nicht zu einer Verbesserung der Versorgung, sondern zu einer Verknappung des Bettenangebots“, aufgrund der Sperrung von Betten. Die Antwort kann nur sein: „dramatische Verkürzung der Verweildauer!“, um die Produktivität aufrecht zu erhalten.
Enrico Jentsch (Helios Privatkliniken) stellte fest: „Wir sind in der Pandemie nicht effizienter geworden“ oder anders ausgedrückt: „Wir erleben eine Ent-Ökonomisierung der DRG“. Er mahnte aus diesem Grund ein anderes „Mindset“ bei der Führung der Kliniken an. Es müsste mehr um den Patienten gehen und zwar um die Gesunderhaltung der Patienten und nicht nur um Erkrankten. Für die Versorgung in der Fläche sieht er mobile Praxen nach dem Cube-Modell auch als ein Model der Zukunft an.
Zum Auftakt des 29. DKCT hatte Prof. Dr. Björn Maier die wichtigsten Punkte der Agenda des DVKC skizziert. Zum einen stellt der DVKC seine, in einem von Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekt entwickelten Standards inzwischen kostenfrei auf der Plattform stacog.de zu Verfügung, zum anderen nimmt er ab Herbst auch Zertifizierung der Controller vor. Sie können ihr Wissen und vor allem ihre praktischen Erfahrungen mit den Steuerungsstandards auf drei unterschiedlichen „Professionell“ Levels zertifizieren lassen. Außerdem entwickelt der Verein in einer Arbeitsgruppe einen Leitfaden der Nachhaltigkeitsberichterstattung nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex.
Der Kongress gedachte in einer Schweigeminute auch dem Anfang Juli verstorbenen Prof. Dr. Peter Horvath. Horvath war nicht nur ein Pionier des Controllings und erster Lehrstuhlinhaber in diesem Fachbereich in Deutschland, sondern auch langjähriges Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Vereins sowie Ehrenvorsitzender des Beirats.
Vorstandsvorsitzender: Prof. Dr. Björn Maier